Heiliges Land (2010)

Die Regensburger Diözesanfußwallfahrer auf den Spuren Jesu im Heiligen Land von Pfarrer Hannes Lorenz

(Bilder der Pilgerreise nach Israel 2010)

Für Fußwallfahrer, die gewöhnt sind, mit ihren Füßen den Glauben zu erleben, muss es wohl ein ganz besonderes Erlebnis sein, in den tatsächlichen Fußspuren Jesu zu wandeln und die heiligen Stätten des Lebens und Wirkens Jesu zu besuchen. Deshalb organisierte die Regensburger Diözesanfußwallfahrt in Zusammenarbeit mit Biblische Reisen Stuttgart eine 8-tägige Pilgerreise ins Heilige Land.

Am Samstag, den 04.09., machten sich über 200 Teilnehmer aus der Diözese Regensburg, v.a. aus der Oberpfalz, in vier Bussen auf den Weg nach München. Die Reise begann zunächst in Galiläa. Auf dem Weg dorthin waren die Ausgrabungen in Caesarea Maritima die erste Station. Im Unterschied zu einer reinen Studienreise hatte der Geistliche Leiter der Pilgergruppe, Pfr. Hannes Lorenz, zu jeder Station ein Gebetsheft gestaltet, in dem zum Ort passende Bibelstellen, Psalmen und Lieder abgedruckt waren, die gemeinsames Gebet und die Verinnerlichung von wichtigen Ereignissen und Botschaften möglich machten. So erlebten die Teilnehmer das Heilige Land wahrhaft als „Fünftes Evangelium“, da die Inhalte der Heiligen Schrift mit den dazugehörenden Eindrücken des Landes und der Landschaft ergänzt werden konnten.

Den Auftaktgottesdienst am Sonntag feierte die Gruppe auf dem Berg der Seligpreisungen mit Blick auf den See Gennesaret. Wie es Fußwallfahrern entspricht, wurde der Weg zur Primatskapelle zu Fuß zurückgelegt. Nach dem Besuch von Kafarnaum und dem obligatorischen Petrusfisch-Essen im Kibbuz Ein Gev folgte die Überfahrt auf drei Booten nach Tiberias. Passend zur Lesung des Berichts vom Seesturm und vom Seewandel schlugen die Wellen in die zusammengebundenen Boote, als sie sich gerade mitten auf dem See befanden. „Wer glaubt, ist nie allein“ war die gesungene Antwort der Pilger.

Der zweite Tag begann mit einer Tauferinnerung am Jordan, bevor der Weg nach Nazaret führte. Am Ort der Verkündigung zogen die Fußpilger in Prozession zuerst zur Basilika, nach dem Gottesdienst zur Krypta, um am Haus Mariens den Angelus zu beten, und anschließend zur Josefskirche. Bei dieser Gelegenheit reihten sie das Bild der Gnadenmutter von Altötting in die vielen Gnadenbilder aus aller Welt, die sich dort befinden, mit ein. Die Botschaft dieses Ortes, dass Gott im Stillen mit uns Menschen beginnt und uns in unserem Alltag aufsucht, wurde für die Pilger besonders deutlich. Die Bitte um Segen für die Ehepaare und Familien stand im Mittelpunkt des Besuches in der Hochzeitskirche von Kana. Natürlich durfte nicht fehlen, den Wein von Kana zu verkosten. Ebenso wurde durch das gemeinsame Brotteilen am Ort der Brotvermehrung in Tabgha den Teilnehmer die biblische Botschaft auf eindringliche Weise be-greifbar.

Am 4. Tag der Reise hieß es Abschied nehmen vom See und wie die Jünger auf den Berg der Verklärung, den Tabor, zu steigen. Zwei Drittel der Gruppe gingen zu Fuß auf einem uralten steilen Pilgerweg den Berg hinauf. Umso freudiger erklang bei der Statio in der Verklärungskirche das Jubilate Deo. Den Satz des Petrus „Lass uns hier bleiben“ konnten vor allem die Fußgänger mehr als nachvollziehen. Bevor die lange Strecke nach Jerusalem begann, genossen die Teilnehmer eine Picknickpause an den warmen Quellen von Sachne. Beeindruckend war nicht nur die älteste Stadt der Welt, die Oasenstadt Jericho und die Höhlen von Qumran, sondern auch das Baden im Toten Meer. Ernüchtert waren alle von der Mauer und den Grenzanlagen, die Israel und Palästina trennen. Mit dem Blick auf Jerusalem vom Ölberg aus bei Sonnenuntergang endete dieser Tag.

Mit dem Besuch des Tempelbergs und der Begegnung mit der Geschichte des Judentums und Jerusalems begann der folgende Tag. In Yad VaShem wurden die Teilnehmer mit der Aufarbeitung der Shoa konfrontiert. Im Anschluss daran ging die Fahrt Richtung Betlehem. Hier machten die Teilnehmer Bekanntschaft mit dem Status Quo, der sowohl die Beziehungen zwischen Palästina und Israel als auch zwischen den vielen verschiedenen christlichen Konfessionen in der Geburtsbasilika prägt. Die Feier von Weihnachten mit der Prozession durch die Geburtsgrotte zum Gottesdienst in der Katharinenkirche musste in Abschnitten erfolgen, um zwischendurch die armenische und franziskanische Prozession vorzulassen. Doch beim gemeinsamen „Stille Nacht“ war die überwältigende Freude zu spüren, weil sich für manche Teilnehmer ein Lebenstraum erfüllte.

Frühmorgens, als es noch dunkel war, machten sich anderntags nicht nur die Frauen auf den Weg zum Grab, sondern die ganze Gruppe begann auf der Via Dolorosa den Kreuzweg zu beten. Aufgrund glücklicher Umstände war es allen Teilnehmern möglich, in Ruhe den Hügel Golgota und die Helenakapelle zu besuchen, um anschließend die Heilige Messe im bzw. am Heiligen Grab zu feiern. Zwar war es schwierig, innerhalb 20 Minuten die Frohe Botschaft von Ostern zu vermitteln, doch erlaubten die Franziskaner jedem Teilnehmer, direkt im Anschluss an den Gottesdienst in das Heilige Grab zu gehen und das einzigartige Erlebnis, die Osterfreude im gemeinsamen Lied erklingen zu lassen. Das war selbst den erfahrenen Reiseleitern in 35 Jahren noch nicht gelungen! Als das Halleluja verklungen war, führte der Weg weiter zur Westmauer des Tempels, wo die Fußwallfahrer das jüdische Neujahrsfest Rosh HaShana im Klang der Widderhörner miterlebten. Die Basilika St. Anna und der Teich Betesda schossen das Vormittagsprogramm ab. Einen äußerst heißen Nachmittag verbrachte die Gruppe mit der Erinnerung an die Geschehnisse, die mit dem Ölberg verknüpft sind: Vaterunser-Kirche, Dominus-Flevit, Kirche der Nationen, Mariengrab.

Ein Hauptziel dieser Pilgerreise war es, die Wallfahrtslieder des Alten Testaments in Erinnerung zu rufen und die Wallfahrt zum Zion, die schon Jesus immer wieder unternahm, als Ursprung allen Wallfahrens selbst zu erleben. So führte der Pilgerweg am Morgen des 7. Tages der Stadtmauer entlang auf den Zion und zunächst zum Abendmahlssaal. Auf wunderbare Weise war es der Gruppe geschenkt, diesen Ort ganz allein zu haben und mit Lied und Schriftlesung an das Letzte Abendmahl zu erinnern. Mit dem „Auf Zion hoch gegründet steht Gottes Heil’ge Stadt“ auf den Lippen zog der Pilgerzug in die Abteikirche der Dormitio Mariae ein. Beim Gottesdienst stand das Pfingstereignis im Mittelpunkt und die Aufforderung, nicht als Touristen nach Hause zurückzukehren, sondern als Zeugen der Frohen Botschaft begeisternd zu berichten, was jeder einzelne während dieser Tage an Vertiefung seines Glaubens erfahren hat. Beim Besuch der Krypta, die an den Heimgang Mariens erinnert, durfte das Regensburger Wallfahrerlied „Sei gegrüßt viel tausend mal“ nicht fehlen. Am Nachmittag stand die Begegnung mit dem Geburtsort Johannes des Täufers in Ein Karem auf dem Programm. Schließlich war der letzte Höhepunkt dieser Reise in der Kreuzfahrerbasilika von Abu Gosh, einem Ort, der für sich beansprucht, Emmaus zu sein. Mit dem „Großer Gott, wir loben dich“ und der Überreichung der Pilgerurkunden ging das geistliche Programm zu Ende. Ein geselliger Abschiedsabend mit arabischem Essen und jüdischer Musik sollte noch folgen. In ausgelassener Freude bedankten sich die Teilnehmer bei ihren Reiseleitern, insbesondere aber bei Michael Doll, dem stellvertretenden Geschäftsführer von Biblische Reisen, für die hervorragende Organisation, und bei Pfr. Hannes Lorenz für die tiefgehenden und bewegenden geistlichen Impulse.

Nach einer schlaflosen Nacht für die ganze Gruppe machte sie sich mit vielen Impressionen und einem neuen Verständnis für viele wichtige Teile der Hl. Schrift auf den Heimflug. Eine unvergessliche Pilgerreise ging nach acht Tagen zu Ende.