Ursprung und Geschichte im PDF-Format (zum Ausdrucken)
Haben Sie den Acrobat-Reader nicht, hier die Möglichkeit zum kostenlosen Download   

Ursprung und Geschichte des

 Regensburger Kreuzzuges nach Altötting

(im Jahre 1977 im Archiv der Pfarrei Wiefelsdorf aufgefunden)  

 

Nachstehender Text ist die wortgetreue, jedoch in jetzt gültiger Rechtschreibung wiedergegebene Originalfassung der Chronik.

Im Jahre 1830 ging ein frommer Bauer mit Namen Andreas P i r z e r, von Kirchenbuch, in Begleitung mehrerer Personen der Pfarrei Wiefelsdorf nach Altötting.

Am Donnerstag vor Pfingsten, in der St. Kassianskirche in Regensburg wohnten sie um 7:00 Uhr der hl. Messe bei und zogen dann ab.

Pirzer hielt den Tag des Abganges richtig ein und so versammelten sich alle Jahre mehrere Wallfahrer, dass im Jahre 1836 schon Hundert an der zahl Regensburg mit einem Kreuz aus der St. Kassianskirche wegzogen. Der Zug wurde alle Jahre größer, es kamen Wallfahrer bis von Vohenstrauß, Wunsiedel, Oberviechtach, Weiden Bayreuth, kurz aus allen Gauen der Oberpfalz zusammen, worunter jedes Mal auch einige aus der Pfarrei Wiefelsdorf dabei waren.

Der Kreuzzug wurde durch Pirzer in folgender Weise geordnet, alle diejenigen, die am Mittwoch vor Pfingsten schon nach Regensburg kamen, logierten im Gasthof zu den Drei Mohren, gehörig dem Herrn Karl Lichtinger, ein ausgezeichneter Mann, Donnerstag um 5 Uhr morgens wurden in der Karmelitenkirche mehreren hl. Messen beigewohnt und nach der 7 Uhr Messe aus der St. Kassianskirche weggezogen; um ½ 12 Uhr kommt der Zug nach Geiselhöring, wo wieder eine halbe Stunde angehalten wird, und um 9 Uhr abends trifft der Zug in Mengkofen ein, wo übernachtet wird.

Freitag morgens 3 Uhr versammelt sich der Zug bei der sog. Klause, einer kleinen Kirche eine Viertelstunde im Wald oberhalb Mengkofen, da wird eine Morgenandacht gehalten, und um 6 Uhr früh kommt der Zug in der Pfarrkirche Dingolfing an, wo nach Beiwohnung einer hl. Messe, in dem Gasthof zur Post dann das Frühstück eingenommen wird.

Um ½ 8 Uhr wird dann in der Pfarrkirche ein Marienlied gesungen und nach demselben von der Pfarrkirche weg nach Frontenhausen gezogen, wo der Zug um 10 ½ Uhr in der dortigen Pfarrkirche ankommt und nach verrichteter Andacht und Absingung eines Marienliedes bis um 12 Uhr zum Mittag angehalten wird; der Zug versammelt sich dann wieder im Wald eine Viertelstunde oberhalb Frontenhausen bei einer kleinen Kapelle und kommt dann um 3 Uhr in Seemannshausen an, wo wieder eine halbe Stunde angehalten wird..

Um 4 Uhr kommt der Zug in der Friedhofkirche in Heiligenstadt bei Gangkofen an, wo nach verrichteter Andacht der Zug abends 6 Uhr in der Pfarrkirche zu Massing ankommt und nach verrichteter Abendandacht in Massing übernachtet wird.

Samstag morgens um 3 Uhr versammelt sich der Zug in der Wallfahrtskirche Anzenberg bei Massing, wo die Morgenandacht verrichtet wird und kommt dann um 6 Uhr in der Ortschaft Wald an, wo wieder eine halbe Stunde angehalten wird, dann um ½ 9 Uhr kommt der Zug in der St. Michlskirche in Altötting an.

Von da aus wird der Zug von einem Kapuziner – Geistlichen begrüßt und mit Kreuz und Fahne in die hl. Gnadenkapelle eingeführt und der hl. Sakramentale Segen erteilt.

Am hl. Pfingstfeste wird morgens 3 Uhr von sämtlichen Wallfahrern die hl. Kommunion empfangen und um 4 Uhr die hl. Messe angehört und um ½ 6 Uhr von dem hl. Gnadenbild feierlich Abschied genommen und unter Begleitung des Geistlichen und eines weltlichen Kirchendieners mit Kreuz und Fahne wieder in die St. Michlskirche hinausbegleitet, wo die Abschiedspredigt gehalten wird und der Zug den Heimweg antritt.  

Am hl. Pfingsttag abends gegen 9 Uhr kommt der Zug in Dingolfing an, wo er übernachtet, Montag morgens 3 Uhr zieht der Zug von Dingolfing ab und kommt um 6 Uhr in Geiselhöring an, wo dem hl. Amt beigewohnt wird und dann auf der Eisenbahn jeder seiner Heimat zueilt.

Die zahl der Wallfahrer ist verschieden, jedoch seit 50 Jahren nie unter hundert, im Jahr 1870 waren 220,  1871   236, 1872   320, 1873   260; in den Jahren 1873 und 1874 waren jedes Jahr beinahe 100 Soldaten, die in den siebziger Franzosen – Krieg mitbeteiligt waren. Alle Jahre sind Personen dabei, die das 77 te Lebensjahr schon überschritten haben. Ein Mann der schon 80 Lebensjahre überschritten hatte, begleitete den Zug noch 4 mal nach Altötting. Der Gründer des Zuges war 40 mal in Altötting, der derzeitige Kreuzträger geht schon seit 1855 alle Jahre nach Altötting und trägt jetzt schon 15 Jahre das Kreuz den Zug voran nach Altötting und heißt Georg Kagerer, Schuhmachermeister von Bubach an der Naab.

Am 12. Juni 1886 feierte der Regensburger Kreuzzug sein 50 – jähriges Jubiläum in Altötting. Bei dieser Feier opferte der Kreuzzug eine 40 Pfund schwere Wachskerze, verfertigt von Herrn Dominikus Biberger, Wachszieher in Altötting, mit der Inschrift: Erinnerung an das 50 jährige Jubiläum des Regensburger Kreuzzuges nach Altötting am 12. Juni 1886 gewidmet von der Pfarrei Wiefelsdorf.

Zu dieser Feierlichkeit wurde der Gnadenaltar in der Kapelle eigens reserviert und dekoriert. Es wurden die hl. Bilder der 15 Rosenkranzgeheimnisse mit Wachslichtern geziert und um 9 Uhr ein feierliches Dankamt gehalten, wo bei dem Offertorium von der Musikkapelle Altötting das Oberpfälzer Neumarkterlied gesungen wurde.

Dominikus Biberger lieferte die schöne prachtvoll dekorierte Wachskerze heraus bis zur Innbrücke bei Neuötting, wo die Schulschwestern von Altötting 26 weiß gekleidete Mädchen nebst einer weiß gekleideten Klosterfrau schon herausgesandt hatten. Die Klosterfrau konnte aber die Kerze nicht tragen, so dass von da zwei Jünglinge Josef Merl, Bauerssohn von Strengleithen aus der Pfarrei Wiefelsdorf und Josef Arnold, Bauerssohn von Dachlhofen aus der Pfarrei Schwandorf, dieselbe bis nach Altötting trugen und erst vor der hl. Michlskirche aus trug die Klosterfrau die Kerze bis zur hl. Kapelle.

Vor der hl. Kapelle nahm der derzeitige Zugführer Georg Retzer von Büchelkühn die Kerze, weil die Klosterfrau dieselbe nicht mehr tragen konnte und trug dieselbe durch die hl. Kapelle und stellte selbe auf dem hl. Gnadenaltar nieder.

Die Kerze wurde in der Rotunde der hl. Kapelle aufgestellt und in das Inventarium der hl. Kapelle aufgenommen. Es wurden bei dieser Feier auch noch zwei sehr schön gearbeitete kleinere Wachskerzen, eine zu 5 Pfund geopfert.

Der Zug wurde in großer Feierlichkeit in Altötting empfangen. Es wurden sämtliche Glocken von allen Kirchen von Altötting geläutet; die Festfahne getragen und die hl. Kapelle dekoriert. Die weiß gekleideten Mädchen begleiteten den Zug am Pfingstfest morgens wieder in die St. Michlskirche zurück.

Zur Bestreitung der hierzu nötigen Ausgaben ist besonders zu benennen die Familie Bauer von Stegen und Herr Georg Wutz, Lehrer von Wiefelsdorf und Johann Schiesl, Bauerssohn von Kemnat bei Fuhrn.

Bei dieser Gelegenheit wurden bei Herrn Ferdinand Seidl, Buchbinder von Altötting 300 Bilder zur Erinnerung an das 50 jährige Jubiläum bestellt, die auch Seidl im August lfden. Jahres an den derzeitigen Zugführer Georg Retzer von Büchelkühn zur Verteilung übersandte; bei dieser Sendung der Bilder hat sich was Sonderbares zugetragen, denn der Verabredung gemäß würden die Bilder erst auf Pfingsten 1887 bezahlt werden, aber schon am 1. Mai 1887 erhielt der derzeitige Zugführer Georg Retzer von Büchelkühn von Herrn Seidl von Altötting einen Brief, worin er sich für die Bezahlung bedankte.

Wohltäter, die nicht benannt sein wollten, hatten im Namen des Zugführers Georg Retzer das Geld von der Schwandorfer Post an Seidl, Buchbinder in Altötting geschickt; trotz aller Nachforschung um den Absender konnte derselbe nicht ermittelt werden.

Der erste Zugführer war Andreas Pirzer von Kirchenbuch

                        Von 1830 bis 1859

Der zweite Johann Rauch von Loisnitz

                        Von 1859 bis 1864

Der dritte Georg Kagerer von Bubach

                        Von 1859 bis 1870 (so niedergeschrieben!)

Der vierte Georg Retzer von Büchelkühn

                        Von 1870 bis jetzt (1895)

Im Jahre 1865 wurde der Kreuzzug zum ersten Mal von einem Priester einbegleitet, in dem heißen Sommer des Jahres 1892 ist die im Jahre 1886 geopferte Kerze abgebrochen und wurde dann als Wandlungskerze am Gnadenaltar verbrannt. 

Es wurde aber am 22. Juli 1893 eine 16 Pfund schwere und 1 m 40 cm lange Kerze wieder durch milde Beiträge besonders von Herrn Heinrich Bauer kgl. Pensionierter Maier von der Stegen, an die Stell der abgebrochenen geopfert.

Im Jahre 1880 wurde von dem Bauern Johann Zenger von Winkerling ein eigenes Kreuz für den Regensburger Kreuzzug  angeschafft. Verfertigt hat es der Schreinermeister Georg Huger von Bubach an der Naab. Dasselbe kostete 18 Mark. Im Jahre 1893 hat es sein Sohn, der derzeitige Schreinermeister Georg Huger von Bubach a. d. N. unentgeltlich renoviert.

Im Jahre 1894 wurde mit Erlaubnis seiner Hochwürden des Hochwohlgeborenen Herrn Lorenz Eigner, derzeitigen Pfarrer von Wiefelsdorf, von den Wallfahrern ein in Goldrahmen gefasstes Altöttinger Marienbild als Erinnerung an das 50 – jährige Jubiläum des Regensburger Kreuzzuges in der Pfarrkirche zu Wiefelsdorf aufgehangen.

Vom derzeitigen Zugführer Georg Retzer, Bauer in Büchelkühn geschrieben und im Jahre 1895 dem Unterzeichneten zur Hinterlegung in der hiesigen Pfarr – Registratur übergeben.

Wiefelsdorf, den 9. November 1899

                        Lorenz Aigner, Pfr.

Nach Auffindung des Originals im Pfarrarchiv kopiert von Hans Philipp, Pfarrer Wiefelsdorf

28.7.1977

                        H. Philipp, Pfr.

< Startseite <   ^ nach oben ^